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Müll am Mount Everest

Der Tourismus im Sagarmatha-Nationalpark bringt zwar viele positive Entwicklungen mit sich, aber auch ein gewaltiges Müllproblem. Viele BergsteigerInnen entsorgen ihre Abfälle einfach in der Natur. Die nepalesische Organisation Sagarmatha Pollution Control Committee (SPCC) versucht tagtäglich, die Verschmutzung des Everest-Gebietes in den Griff zu bekommen. 

 

Der Mount Everest. Ihn einmal im Leben zu besteigen ist der Traum vieler BergsteigerInnen. Atemberaubend schön, schwindelerregend hoch, einsam … Moment! Zwar raubt einem das gigantische Himalaya-Gebiet mit seinen verschneiten Gipfeln definitiv den Atem, Einsamkeit sucht man auf der berühmtesten aller Bergspitzen jedoch vergebens. Seit das Bergmassiv für den Wandertourismus erschlossen wurde, herrscht nämlich auf dem Sagarmatha (= der nepalesische Name für den Mount Everest, was „Stirn des Himmels“ bedeutet) reger Verkehr. Die Lizenz für einen Aufstieg auf den Mount Everest kostet pro Person 11.000 US-Dollar; insgesamt kommt einem das Abenteuer je nach Ausstattung auf 30.000 bis 80.000 US-Dollar.

 

Der Tourismus stärkt das Gebiet und sichert Arbeitsplätze. Vor allem die Sherpas, die für Expeditionen angeheuert werden, profitieren davon, dass sich der Mount Everest so großer Beliebtheit erfreut. Der gewaltige Anstieg des Wandertourismus brachte jedoch auch negative Folgen mit sich: Müll, für den sich niemand zuständig fühlt - unzählige Sauerstoff-Flaschen, Aludosen, kaputte oder abgebrochene Ausrüstungsteile, Batterien, Kot und Restmüll. Zumindest war das bis in die späten 1980er-Jahre so, in denen im Schnitt pro Jahr etwa 14.000 kg Müll auf dem Berg „vergessen“ wurden. Damals hieß es: „Am Weg zum Everest Base Camp kann man sich gar nicht verlaufen, man muss nur der Toilettenpapier-Spur folgen.“

 

Müllmanagement

Doch dann begann ein Umdenken. 1991 gründete in Nepal die lokale Bevölkerung mit Unterstützung des Ministeriums für Tourismus und Kultur das Sagarmatha Pollution Control Committee (SPCC). Das SPCC ist für das Müllmanagement am Everest sowie für das Aufstellen von Toiletten im Basecamp und das Entsorgen der Fäkalien zuständig. Lakpa Norbu Sherpa, Helikopter-Rettungsflieger am Himalaya-Basecamp, kennt die Situation gut: „Einfach nur Müll zu sammeln würde das Problem vor Ort nicht lösen. Da muss man schon zu nachhaltigeren Methoden greifen. Expeditionen und Trekkinggruppen müssen vor ihrer Tour alle Gepäckstücke registrieren lassen und ein Müllpfand von 4000 US-Dollar zahlen. Nur wer am Ende der Tour seinen Müll vollständig abliefert, erhält vom SPCC das Pfand zurück.“ Seit dem Frühjahr 2014 sind BergsteigerInnen, die über das Basecamp (5350 m) hinaus aufsteigen, dazu verpflichtet, bei ihrer Rückkehr mindestens 8 kg Müll mitzubringen.

 

Dennoch liegt auf den Routen zum Gipfel des Mount Everest sowie entlang der Trekking-Touren und Wanderwege des Sagarmatha-Nationalparks immer noch genug Müll. Dieser wird von Mitarbeitern des SPCC gesammelt und nach Namche, Lukla oder Kathmandu gebracht, wo er getrennt und recycelt wird.

 

Lakpa Norbu Sherpa weiß, was es bedeutet, im Himalaya-Gebiet Müll zu sammeln: „Viele Sherpas tragen auf dem Weg zum Mount Everest und zurück etwa das Anderthalbfache ihres Körpergewichts. Beim Aufstieg transportieren sie das Gepäck der BergsteigerInnen, auf dem Rückweg oft zusätzlich noch einige Säcke Müll. Das ist eine sehr anstrengende und langwierige Arbeit.“

 

Hilfe aus Österreich

Das SPCC wird mittlerweile von einigen Organisationen in Nepal und im Ausland unterstützt, zum Beispiel von den Naturfreunden Österreich. Die Naturfreunde sind bereits seit einigen Jahren im Everest-Gebiet aktiv. Vor allem dem Geschäftsführer der Naturfreunde Niederösterreich Ernst Dullnigg ist es zu verdanken, dass in den Bergdörfern rund um Kathmandu Jahr für Jahr erdbebensichere Schulen und Kindergärten errichtet werden. Gemeinsam mit der Hilfsorganisation Children of the Mountain sammelt er aber nicht nur Spenden, sondern baut auch gemeinsam mit freiwilligen Helfern aus Österreich und Nepal vom Erdbeben zerstörte Schulgebäude wieder auf. Wenn Sie mit einer Spende Kindern eine Zukunft schenken oder an einer Hilfsreise teilnehmen wollen, besuchen Sie bitte die Homepage www.nepalhilfe.naturfreunde.at.

 

Durch die Arbeit in Nepal lernte Ernst Dullnigg auch die Sherpa-Kultur besser kennen: „Um das Land nachhaltig zu stärken, haben wir beschlossen, nicht nur in Bildung, sondern auch in Arbeitsplätze zu investieren. Viele Sherpas arbeiten für Expeditionen als Bergführer oder Lastenträger. Das Know-how dieser Menschen und was sie Tag für Tag leisten, ist enorm. Um ihren Job jedoch gut meistern zu können, benötigen sie eine professionelle Bergausrüstung. Daran scheitert es leider oft, denn solche Equipments sind für die meisten zu teuer. Deshalb sammeln wir immer wieder auch nützliche Sachspenden, die wir auf unseren Hilfsreisen nach Nepal mitnehmen.“

 

Text: Barbara Pletzer

Sauerstoff-Flaschen, Aludosen, Kot, kaputte Ausrüstungsteile und jede Menge Klopapier - ohne die tapferen Müllmänner des SPCC würde der Mount Everest im Schmutz versinken.
Bergschuhe für Nepal

Sachspenden gibt es auch von der Bergsportmarke Dachstein: Zehn Paar Bergschuhe für die Müllsammler am Everest wurden etwa im November 2017 im Rahmen einer Naturfreunde-Hilfsreise gemeinsam mit hochwertigen Sonnenbrillen der Firma Forster Optik nach Nepal gebracht. „Naturschutz und die Liebe zu den Bergen stehen bei uns an oberster Stelle“, unterstreicht Christian Wolsegger, Sales Manager von Dachstein. „In jenen Regionen, in denen der Naturschutz noch nicht so einen großen Stellenwert hat, wollen wir die Leute vor Ort dafür sensibilisieren. Und dort, wo sich bereits etwas tut, helfen wir gerne mit Sachspenden. Was die Müllsammler im Himalaya-Gebiet täglich leisten, beeindruckt uns sehr.“

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